Rentenlücke in Deutschland: Diese Gruppen sind besonders betroffen

Mit einem Kommentar von

Arne Tiemann

Wirtschaftsprüfer / Steuerberater

Ursachen der Rentenlücke

Die Gründe für die wachsende Rentenlücke sind vielfältig und komplex. Ein wesentlicher Faktor ist die Inflation, die regelmäßig über den Rentenanpassungen liegt und damit die reale Kaufkraft der Rentnerinnen und Rentner verringert. Zudem verschärft der demografische Wandel die Situation: „Es gibt immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentenbezieher“, warnt die Deutsche Rentenversicherung in einer Analyse. Hinzu kommt ein alarmierender Rückgang bei der privaten Vorsorge. Anne Langelüddeke von der Deutschen Rentenversicherung Bund erklärte auf einer Pressekonferenz in Berlin: „Die Zahl der Menschen mit Zusatzrente sinkt – und das ist sehr beunruhigend.“ Die Unterschiede bei der zusätzlichen Altersvorsorge sind dabei auch eine Frage des Einkommens, wie die Daten der DRV zeigen. Während 85 Prozent der Besserverdienenden mit einem monatlichen Einkommen über 5.500 Euro über eine Zusatzrente verfügen, sind es bei Menschen mit weniger als 1.500 Euro monatlich nur 45 Prozent.

Frauen und Mütter

Frauen, insbesondere Mütter, sind überdurchschnittlich häufig von Altersarmut bedroht. Hauptgründe sind unterbrochene Erwerbsbiografien, Teilzeitstellen und geringere Einkommen. Laut einer Analyse des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) verdienen 70 Prozent der erwerbstätigen Frauen nicht genug, um für sich und ein Kind langfristig vorzusorgen. Der DGB betont: „Teilzeitarbeit bedeutet oft auch Teilrente.“

Ostdeutsche Bürger

In den neuen Bundesländern verfügen lediglich 57 Prozent der Menschen über eine zusätzliche Altersvorsorge. Ursächlich sind vor allem strukturelle Unterschiede in der Arbeitsmarkt- und Lohnentwicklung. Während in Westdeutschland betriebliche Altersvorsorge weiter verbreitet ist, fehlt sie in vielen ostdeutschen Betrieben – oft aus finanziellen Gründen. Auch hier warnt die Rentenversicherung vor langfristigen Versorgungsdefiziten.

Junge Erwachsene

Junge Menschen zwischen 25 und 34 Jahren nehmen das Thema Altersvorsorge häufig nicht ernst genug – obwohl gerade für sie frühes Sparen besonders effektiv wäre. Nur 53 Prozent dieser Altersgruppe verfügen über eine zusätzliche Altersvorsorge. Gründe dafür sind laut Studien sowohl mangelndes Wissen als auch finanzielle Unsicherheit in der frühen Berufslaufbahn.

Familien mit mehreren Kindern

Familien mit drei oder mehr Kindern sind ebenfalls gefährdet, da nur 57 Prozent eine zusätzliche Altersvorsorge besitzen. Die hohen Kosten für Betreuung, Bildung und

Lebensunterhalt der Kinder lassen wenig Spielraum für Altersvorsorge. Finanzielle Belastungen im Alltag verdrängen die langfristige Planung.

Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft

Lediglich 37 Prozent der Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft verfügen über eine private oder betriebliche Zusatzvorsorge. Sprachliche Hürden, Unsicherheit über den Aufenthaltsstatus sowie strukturelle Benachteiligungen im Arbeitsmarkt tragen zu diesem Missstand bei. Die Deutsche Rentenversicherung bezeichnet diese Quote als „besorgniserregend niedrig“ und sieht hier dringenden Handlungsbedarf.

BANSBACH kommentiert

Aktuelle EU-SILC-Daten (European Union Statistics on Income and Living Conditions) legen dar, dass 19,4 % aller Deutschen über 65 als armutsgefährdet gelten. Mit 14,9 % lag dieser Wert im Jahr 2013 noch weitaus niedriger. Auch im EU-Durchschnitt von 16,8 % steht Deutschland schlecht dar. Die Prognose für die deutsche Rente sieht also nicht gut aus.

Dementsprechend hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) den „Boomer-Soli“ vorgeschlagen: Rentner mit hohem Einkommen durch ihre Altersvorsorge sollen darauf zusätzliche Abgaben zahlen. Laut den Forschern des DIW würden diese Abgaben diejenigen Haushalte, die darunter fallen würden, kaum belasten – diejenigen, die davon profitieren würden, würden allerdings eine nicht geringe Erleichterung erhalten. Dennoch ist der Vorschlag direkt auf scharfe Kritik gestoßen.

Dem Artikel nach sollte man einige Voraussetzungen mitbringen, um im Alter eine gute Rente bekommen zu können: Man sollte deutsch sein, im Westen Deutschlands leben, keine (oder nur wenige) Kinder bekommen und früh anfangen zu sparen. Für viele sind diese Grundlagen jedoch nicht verhandelbar oder nur schwer umzusetzen: Den deutschen Pass kann nicht jeder erhalten. Wer im Osten Deutschlands aufgewachsen ist, will möglicherweise auch dort leben, und für viele Menschen ist das Elternsein die Erfüllung eines Lebenstraums.

Auch das frühe Sparen kann für viele schwierig sein – denn wer ist schon in der Lage, einen sinnvollen Betrag seines Auszubildendengehalts monatlich an die Seite zu legen? Trotzdem ist der Zinseszinseffekt auf langanhaltend angelegte Sparverträge nicht zu unterschätzen. Denn durch ihn erwirtschaften bereits erhaltene Zinsen weitere Zinsen. Je länger die Laufzeit eines Sparvertrags, umso mehr Zinseszins wird erwirtschaftet.

Auch die Regierungskoalition ist der Meinung, dass deutsche Bürger möglichst früh mit dem Sparen beginnen sollen, und will dabei unterstützen: mit der sogenannten „Frühstart-Rente“. Sie soll helfen, einen Teil der Rentenlücke zu schließen und auch junge Menschen schon für Geldanlagen zu sensibilisieren. Jedes Kind, das eine Bildungseinrichtung in Deutschland besucht, soll vom 6. bis zum 18. Lebensjahr zehn Euro vom deutschen Staat bekommen. Dieses Geld soll in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersversorgungsdepot fließen. Vom 18. Lebensjahr bis zum Regeleintrittsalter in die Rente

soll der Betrag durch private Zahlungen weiter bespart werden können. Die Erträge aus diesem Depot sollen steuerfrei sein, aber erst mit dem Erreichen des Renteneintrittsalters ausgezahlt werden können. Starten soll die Frühstart-Rente schon 2026.

Dass die gesetzliche Rente für viele Deutsche im Alter zu gering sein wird, ist leider harte Realität. Allerdings dient sie in ihrem Zweck lediglich der Grundversorgung im Alter und stellt nur eine der drei Säulen der deutschen Altersvorsorge dar. Dazu gehören nämlich zusätzlich die private sowie die betriebliche Altersvorsorge.

Wenn Sie für mehr finanzielle Freiheit in Ihrem Ruhestand sorgen wollen, sollten Sie sich jetzt informieren und mit dem Sparen beginnen – wenn Sie es nicht schon tun.

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