Gaspreise sinken auf niedrigsten Stand seit Ende Juli: Ist das Schlimmste schon vorbei?

Mit einem Kommentar von

Julia Müller-Rombach

Steuerberaterin

Die Gaspreise am Markt sinken plötzlich. Woher kommt die Kehrtwende und was beutetet das für die Verbraucher? Wird Strom und Gas jetzt wieder billiger?

Der Gaspreis sinkt am Markt – können Verbraucher dann aufatmen? Die Offensive der Ukraine im Krieg gegen Russland verläuft erfolgreich. Auch die Märkte reagieren positiv auf die Entwicklung und die Gaspreise sinken wieder. Woher kommt die plötzliche Kehrtwende und was bedeutet das für die Verbraucher? Wie stark ist der Gaspreis aktuell gesunken?

Ende August erreichte der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas mit 346 Euro pro Megawattstunde ein neues Rekordhoch. Die Preise der Niederländer gelten als Richtwert für die europäischen Gaspreise. Seitdem ist der Gaspreis mit kleineren Schwankungen jedoch stetig gesunken, zuletzt sogar auf unter 170 Euro pro Megawattstunde. Damit erreichten die Gaspreise den niedrigsten Stand seit Ende Juli Analysten wie die Investmentbank Goldman Sachs gehen davon aus, dass sich der Gaspreis über den Winter weiter entspannen wird, wie „Capital“ berichtet.

Warum sinkt der Gaspreis plötzlich? Für die aktuell sinkenden Gaspreise gibt es verschiedene Gründe. Einer davon ist die Ankündigung Russlands, kein Gas mehr zu liefern. Auf den ersten Blick ist das keine gute Nachricht. Nach dem Gasstopp durch die Pipeline Nord Stream 1 ist der Gaspreis am Markt auch zunächst angestiegen. Doch durch die Entscheidung Russlands sei den Märkten die Unsicherheit genommen worden, erklärt der Ökonom Andreas Löschel bei „zdf heute“. „Die schlechte Nachricht ist jetzt auf dem Markt, man kann nun die ökonomischen Kosten berechnen und sieht, dass man wahrscheinlich insgesamt durch den Winter kommt“, so Löschel, Inhaber des Lehrstuhls für Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit an der Ruhr-Universität Bochum. Zudem bezieht die EU nur noch neun Prozent des Gases aus Russland. Vor dem Krieg waren es noch knapp 40 Prozent.

Auch der Anteil an LNG-Käufen steigt, wodurch sich der Markt entspannt. Hinzu kommt, dass die Gasspeicher in Deutschland und der EU vergleichsweise gut gefüllt sind. Hierzulande sind es Stand 13. September 88,7 Prozent. In den vergangenen fünf Jahren lag der Mittelwert zum gleichen Zeitpunkt bei 84,4 Prozent. Die Angst vor einer Gasknappheit aufgrund ausbleibender Lieferungen im Winter sinkt dadurch. Auch das wirkt sich positiv auf den Gaspreis aus.

Werden Gas und Strom jetzt wieder billiger? Für die Verbraucher hat der sinkende Gaspreis am Markt keine direkten Auswirkungen. Auch wenn sich der Preis wieder beruhigt, liegt er auf einem bis zu zehnmal höheren Niveau als noch im Vorjahr. Preiserhöhungen und steigende Energiekosten stehen also trotzdem an. Verbraucher sollten die Strom- und Gasrechnung weiter im Auge behalten. Schwankungen am Markt sind ebenfalls in Zukunft möglich. Ökonom Löschel gibt jedoch bei „zdf heute“ Entwarnung:

„Die Spitzenpreise werden wir so schnell nicht wiedersehen. Die Kosten für Gas sind also kein Fass ohne Boden.“

BANSBACH kommentiert

Leider wurde bisher die sogenannte Gaspreisbremse nicht vollständig beschlossen, sondern lediglich als „Dezemberhilfe“ das Erdgas-Wärme-Soforthilfegesetz (EWSG). Das Gesetz zur Einführung von Preisbremsen für gebundenes Erdgas befindet sich momentan noch im Entwurfsstadium, soll aber noch diesen Monat durch Bundestag und Bundesrat gebracht werden. Wir gehen davon aus, dass sich bei diesem Mechanismus noch ein paar Stellschrauben ändern werden.

Gas- und Strompreise sind seit dem Krieg in der Ukraine massiv gestiegen. Nach einer Auswertung des Vergleichsportals „Verivox“ kostet eine Kilowattstunde Gas derzeit im Durchschnitt 19 Cent, vor dem Ukraine-Konflikt betrug der Durchschnitt lediglich vier bis sechs Cent. Zum Jahreswechsel planen regionale Energieversorger (Quelle „Verivox“) weitere Preiserhöhungen um durchschnittlich 51%.

Der Bundesrat hat am 14. November das Erdgas-Soforthilfegesetz verabschiedet. Privathaushalte werden danach eine Einmalzahlung im Dezember 2022 erhalten, indem der Staat den Dezember – Abschlag übernimmt. Die Auszahlung soll spätestens bis zum 20. Dezember 2022 erfolgen.

Die Gaspreisbremse wird ab Januar 2023 greifen. Der Gaspreis wird dann für einen bestimmten Verbrauch gedeckelt: Für 80 Prozent ihres Verbrauchs sollen Verbraucher nicht mehr als zwölf Cent pro Kilowattstunde (brutto) zahlen – die restlichen 20 Prozent kosten dann so viel, wie der Gasliefervertrag vorsieht. Bei Fernwärme gelten 9,5 Cent pro Kilowattstunde. Allerdings wird die Subvention nicht sofort spürbar: die Umsetzung soll bis März 2023 erfolgen mit Rückwirkung auf den Januar.

Die aktuell beschlossenen Förderungen betreffen ebenfalls Unternehmen und umfassen nicht nur Gaslieferungen, sondern auch Stromverbräuche. Für Ihre Planung des kommenden Jahres stellen die Energiekosten einen wichtigen Faktor dar. Sprechen Sie uns an. Wir helfen Ihnen gern bei der Kalkulation Ihrer Energiekosten.

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