Laden wird leichter

Mit einem Kommentar von

Katja Hanf

Steuerberaterin

Die Infrastruktur für E-Autos verbessert sich. Doch die Säulen sind ungleichmäßig verteilt.

Beim Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos in Deutschland zeichnet sich eine Trendwende ab. Nachdem die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladesäulen über Jahre langsamer gewachsen war als die Zulassungen von Elektroautos, hat sich die Lage 2023 verbessert. Das zeigt das neue „Ladenetz-Ranking“ des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Die große Lücke zwischen Bedarf und Angebot habe sich etwas verkleinert, heißt es bei der Auto-Lobby: „Der Nachholbedarf bleibt jedoch groß.“

Das gilt insbesondere mit Blick auf die einzelnen Regionen. Denn je nach Stadt oder Landkreis ist die Ausstattung mit Ladesäulen noch sehr unterschiedlich. Der VDA ermittelt dafür unter anderem den Wert, wie viele zugelassene Fahrzeuge aller Antriebsarten auf eine öffentliche Lademöglichkeit kommen. Dahinter steht die Annahme, dass in Zukunft alle Pkw durch E-Autos ersetzt werden und dann öffentliche Ladesäulen benötigen. Je weniger Fahrzeuge pro Ladestation in einem Landkreis angemeldet sind, desto attraktiver ist die Anschaffung eines Elektroautos.

Vor allem in Ostdeutschland, in Rheinland-Pfalz und im Saarland gibt es aber Regionen, in denen sehr viele Autos pro Ladepunkt zugelassen sind. Schlusslicht der 399 Städte und Landkreise ist der Landkreis Südwestpfalz, dort teilen sich laut VDA rechnerisch mehr als 68.000 Fahrzeuge nur 30 öffentliche Ladepunkte. Das entspricht einer Lademöglichkeit pro 2278 Autos. Damit ist die Südwestpfalz der einzige Landkreis, in dem sich mehr als 2000 Fahrzeuge einen Ladepunkt teilen.

Doch auch in anderen Regionen sieht es weiterhin schlecht aus mit öffentlichen Lademöglichkeiten. Mülheim an der Ruhr kommt nur auf einen Ladepunkt pro 1908 Fahrzeuge, der Landkreis Birkenfeld, unweit der Südwestpfalz ebenfalls in Rheinland-Pfalz gelegen, bietet gerade mal eine Lademöglichkeit pro 1903 Fahrzeuge.

Besonders problematisch für Fahrer von Elektroautos sind ganze Regionen von mehreren zusammenhängenden Landkreisen mit einer mangelhaften Versorgung mit Ladesäulen. Insbesondere an der Grenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es kaum gut versorgte Landkreise.Der Landkreis Wittenberg kommt beispielsweise mit gerade mal 48 Ladepunkten nur auf Platz 395 der Rangliste, hier teilen sich fast 1600 Autos eine öffentliche Lademöglichkeit. In den angrenzenden Landkreisen Nordsachsen, Anhalt-Bitterfeld und Elbe-Elster sieht es nur unwesentlich besser aus.

Auch die Landkreise Prignitz in Brandenburg (1215 Autos pro Ladepunkt), Mecklenburgische Seenplatte (987 Autos pro Ladepunkt), Ludwigslust-Parchim (801 Autos pro Ladepunkt) und Herzogtum Lauenburg (827 Autos pro Ladepunkt) bilden eine große zusammenhängende Fläche, in der die Versorgung mit Lademöglichkeiten deutlich unterdurchschnittlich ist.

Allerdings handelt es sich keineswegs nur um ein ostdeutsches Phänomen. Auch in Südwestdeutschland gibt es große Regionen, in denen man nur mit sehr viel Glück eine freie öffentliche Ladestation finden dürfte. Ausgerechnet das Heimatbundesland von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), Rheinland-Pfalz, schneidet damit besonders schlecht im Ladesäulen-Ranking ab. In Ingolstadt dürfte man die Suche nach einer freien Ladesäule hingegen kaum kennen. Die bayerische Stadt führt das Ladesäulen-Ranking derzeit an. Lediglich 66 Fahrzeuge teilen sich hier einen öffentlichen Ladepunkt.

Grundsätzlich schneiden viele Städte und Landkreise gut ab, in denen die Autoindustrie mit Standorten vertreten ist. So schafft es die Stadt Emden mit ihrem Volkswagen-Werk auf Platz 3 der Rangliste (131 Fahrzeuge pro Ladepunkt), nur kurz dahinter auf Platz 4 liegt die Stadt Wolfsburg mit dem VW-Stammwerk (156 Autos pro Ladepunkt).

Die Mercedes-Heimat Stuttgart schafft es auf Platz 7 der Liste, hier kommen 167 Autos auf eine öffentliche Lademöglichkeit. Lediglich der Stammsitz von BMW schneidet deutlich schlechter ab als die anderen Autostädte. Die bayerische Landeshauptstadt kommt aber immer noch auf Platz 32 der 399 Städte und Landkreise mit einem Wert von 320 Autos je Ladepunkt.

Grundsätzlich sind Landkreise im Süden Deutschlands, also in Bayern und Baden-Württemberg, durchschnittlich besser mit Lademöglichkeiten versorgt als andere Regionen. Insbesondere in Landkreisen nahe der Grenze zu Österreich und der Schweiz ist die Zahl der Autos pro Ladepunkt häufig niedrig.

Insgesamt hat der Ausbau der Ladesäulen Fahrt aufgenommen . Betrachtet man nur die aktuelle Zahl zugelassener Elektroautos pro Ladepunkt, kamen zum Stichtag 1. Juli der Auswertung zufolge bundesweit 21 E-Fahrzeuge auf eine Lademöglichkeit, ein halbes Jahr zuvor waren es noch 23 je Anschluss.

Insgesamt gab es im Juli 97.495 öffentlich zugängliche Ladepunkte, davon 18.577 Schnellladepunkte. Im August lag die Zahl laut Bundesnetzagentur noch einmal vier Prozent höher (101.421, davon 19.859 Schnellladepunkte).

Größere Lücken im Netz sollen geschlossen werden. Mit dem „Deutschlandnetz“ will das Verkehrsministerium eine Abdeckung ländlicher Räume erreichen, in denen sich der Aufbau von Ladesäulen bisher nicht lohnt.Die Regionallose dafür hat das Verkehrsministerium Ende September vergeben: Zehn Unternehmen sollen nun mit staatlicher Unterstützung an 900 Standorten rund 8000 neue Ultra-Schnellladepunkte für Elektroautos aufbauen und betreiben. Daneben geht der private Ausbau von Schnellladeparks zügig voran.

BANSBACH kommentiert

Es geht voran – aber geht es auch schnell genug voran? Bis 2030 wünscht sich die Bundesregierung 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen. Eine Statistik von statista zeigt, dass sich die zugelassenen E-Autos in Deutschland zwischen 2022 und 2023 verdoppelt haben, auf 1,3 Millionen. Sollte die 15-Millionen-Marke geknackt werden, machen Elektroautos den insgesamt knapp 50 Millionen in der Bundesrepublik zugelassenen PKW gut Konkurrenz. Dass die Menge an öffentlichen Ladesäulen dem gerecht werden kann, erscheint in diesem Moment unwahrscheinlich.

Doch können E-Autos über öffentliche Ladesäulen hinaus, auch an privaten Wallboxen aufgeladen werden. Eine Wallbox ist allerdings keine kleine Investition, da häufig noch eine Starkstromleitung verlegt werden muss, bevor die Ladestation ans Hausnetz angeschlossen werden kann. Das kann größere Umbauarbeiten nach sich ziehen. Hier muss man von Kosten von mehreren tausend Euro sprechen.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat bereits mehrfach Förderungen für Wallboxen freigegeben. Allerdings sind die mittlerweile (wieder) ausgelaufen beziehungsweise aufgebraucht.
Laut einer Statistik der Nationalen Leitstelle wurden bisher knapp 700.000 geförderte Wallboxen in Betrieb genommen. Weitere gut 300.000 befinden sich in Planung. Rechnet man eine geschätzte Menge an nicht bezuschussten Box hinzu, könnte man vielleicht auf eine Zahl von allgemein einer Ladestation pro E-Fahrzeug kommen.
Das „Problem“ einer Wallbox in diesem Kontext: Sie befindet sich üblicherweise an einem Eigenheim. Für Pendler ist das perfekt. Doch unterwegs – auf einer Geschäftsreise oder auf dem Weg in den Urlaub – sind E-Auto-Fahrende weiterhin auf öffentliche Ladestationen angewiesen, bringt ein Elektro-PKW doch im Durchschnitt nur 300 Kilometer Reichweite mit. Fahrstil und Witterung haben darauf natürlich auch einen (nicht geringen) Einfluss. Und wer schon einmal mit dem E-Auto im Ausland in den Urlaub gefahren ist, hat auch dort erfahren, dass es in Ländern mit mehr Ladesäulen als Deutschland, zu Wartezeiten beim Beladen kommt.

Es bleibt also spannend. Wenn Sie den Umstieg vom „normalen“ PKW hin zum E-Fahrzeug bereits gewagt hat oder darüber nachdenken, vergessen Sie bitte nicht folgendes: Die Anschaffungs- und Installationskosten für Wallboxen können von Vermietern abgeschrieben und von Privatpersonen steuerlich geltend gemacht werden. Hierzu melden Sie sich gerne bei uns – BANSBACH hilft Ihnen auch bei dieser Thematik.

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