Mehr Förderung für Start-ups

Mit einem Kommentar von

Stefan Neininger

Wirtschaftsprüfer / CVA (Certified Valuation Analyst)

Mehr Förderung für Startups

Experten fordern alternative Geldquellen für Gründer in Deutschland. Denn schlechte Presse ist nicht der Grund dafür, dass Jungunternehmer in die USA abwandern.

Lilium will mit Lufttaxis erfolgreich werden. Und Sono Motors will Elektroautos produzieren. Beides sind deutsche Start-ups – Unternehmen, die zurzeit noch in ihren Anfängen stecken, aber potenzielle Erfolgsgeschichten der Zukunft sein können. Und beide wollen demnächst an die Börse – aber nicht in Deutschland, sondern in den USA.

Sie sind damit nicht die einzigen. Auch beispielsweise Biontech und Curevac wählten diesen Weg. Denn viele junge innovative Firmen haben ein Problem, in Deutschland an Kapital zu kommen und hier erfolgreich zu werden. Der Beirat „Junge Digitale Wirtschaft“ des Bundeswirtschaftsministeriums machte in den vergangenen Tagen daher mit Vorschlägen von sich reden, wie dies zu beheben sei. Zentraler Punkt: Der Presse solle negative Berichterstattung verboten werden. Inzwischen sind die Verantwortlichen zurückgerudert, haben das alles angeblich nicht so gemeint.

Die Probleme, die es für innovative Ideen in Deutschland gibt, sind jedoch tatsächlich vorhanden. Und die große Frage ist, wie diese beseitigt oder zumindest gemildert werden könnten. Das Deutsche Aktieninstitut und die Wirtschaftskanzlei Rittershaus, die diese Firmen berät, machen dafür nun konkrete Vorschläge.

„Wir sind ein Land der Ideen“

sagt Christine Bortenlänger, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts (DAI). „Wenn es aber um die Finanzierung dieser Ideen geht, ist Deutschland definitiv ein Entwicklungsland.“

Das sei an diversen Zahlen abzulesen. So mache die Marktkapitalisierung der börsennotierten Hightech-Firmen hierzulande gerade mal sieben Prozent der Wirtschaftsleistung aus. In den USA liege dieser Wert bei über 60 Prozent.

Damit hängt zusammen, dass in den letzten zehn Jahren jedes fünfte deutsche Unternehmen, das an die Börse ging, diese Erstnotiz im Ausland vornahm, in den allermeisten Fällen in den USA – und das waren meist eben jene jungen, innovativen Firmen.

Aber auch schon vor dem Börsengang haben viele dieser Unternehmen bereits Probleme an Kapital zu kommen. „Wagniskapital ist in den USA in großem Umfang vorhanden“, sagt Christoph Hettich, Partner der Kanzlei Rittershaus. Er sitzt auch in den Aufsichtsräten verschiedener Unternehmen und kennt die Problematik daher aus erster Hand.

So sei es hierzulande zwar meist noch relativ leicht, eine Ausgründung eines Unternehmens aus einer Universität vorzunehmen, wenn ein Wissenschaftler eine Erkenntnis also in die Praxis umsetzen möchte. Doch schon bei einer notwendigen Anschlussfinanzierung werde es dann eng. „In Deutschland fehlt schlicht das Kapital dafür.“

Daher müssten viele dieser Start-ups auf ausländische Kapitalgeber zurückgreifen, meist aus den USA. Und damit sei oft vorgegeben, dass auch der Börsengang dort stattfindet. „Sobald ein Unternehmen aber in den USA notiert ist, erwarten die Investoren, dass es dort auch über einen Standort verfügt“, sagt Hettich. In der Folge würden neue Arbeitsplätze dann auch meist dort aufgebaut. Dass es hierzulande am notwendigen Kapital fehlt, liegt auch am deutschen Altersvorsorgesystem, das zum größten Teil nach wie vor auf einem Umlageverfahren beruht. In anderen Ländern dagegen ist es oft zu einem deutlich größeren Teil kapitalgestützt – nicht nur in den USA, sondern beispielsweise auch in Schweden.

Dort zahlen alle Arbeitnehmer 2,5 Prozent ihres Bruttoeinkommens in eine aktienbasierte Altersvorsorge ein, entweder in einen entsprechenden Fonds der Privatwirtschaft oder den staatlichen AP7-Fonds. Dieses Geld fließt dann zu einem gewissen Teil auch in heimische Start-ups und fördert so Innovation und Arbeitsplätze, im eigenen Land. „Zwanzig Prozent des Wagniskapitals kommt dort von den Pensionsfonds“, sagt Bortenlänger. „Das Land hat ein funktionierendes Ökosystem der Start-up-Finanzierung.“

Doch das Kapital alleine reicht nicht. Es muss auch eingesetzt werden. Und hier kommt die extreme Risikoscheu deutscher Investoren ins Spiel. Diese zeige sich beispielhaft an jenen Unternehmen, die hierzulande an die Börse gehen, sagt Hettich. „Diese machen meist bereits Gewinn, oder aber sie stehen kurz davor.“

Firmen, die noch viele Jahre brauchen werden, bis sie dahin gelangen, hätten dagegen in Deutschland kaum eine Chance, an die Börse zu gehen. Sie wählen dann oft die Nasdaq in den USA, wo Investoren für solche Geschäftsmodelle offener sind. „Wir brauchen daher in Deutschland auch ein anderes Verständnis von Chancen“, sagt Hettich.

Schließlich aber fordert er auch konkrete gesetzgeberische Maßnahmen. Das deutsche Kapitalmarktrecht sei in vielen Punkten zu starr. So sei es in den USA üblich, dass Aufsichtsratsmitgliedern Aktienoptionen gewährt werden. Auf diese Weise gelinge es, wichtige und einflussreiche Persönlichkeiten für das Unternehmen zu gewinnen. „Das ist in Deutschland jedoch nicht möglich“, sagt Hettich.

Außerdem solle es hierzulande leichter werden Kapitalerhöhungen durchzuführen. In den USA würden diese oft über Nacht durchgeführt – ein Investor macht eine Zusage und erhält sofort einen entsprechenden Firmenanteil. In Deutschland dagegen muss erst allen anderen Aktionären ein Bezugsrecht gewährt werden, wodurch sich der Prozess über Wochen hinzieht.

Hettich fordert daher, dass jungen Unternehmen an der Börse die Möglichkeit eingeräumt wird, dass die Hauptversammlung gewisse Aktionärsrechte mit großer Mehrheit einschränken kann, um so flexibler und weniger zu werden. Und DAI-Chefin Bortenlänger unterstützt das. Sie fordert:

„Die Politik muss zügig mehr für die Finanzierung unserer brillanten Ideen tun.“

Allerdings gibt es gerade in den vergangenen Monaten auch Anzeichen, dass die Lage für Start-ups in Deutschland vielleicht doch gar nicht so schlecht ist – beziehungsweise sich deutlich verbessert hat. Im ersten Halbjahr dieses Jahres erhielten deutsche Jungunternehmen mehr frisches Kapital als je zuvor. Insgesamt 7,6 Milliarden Euro flossen in sechs Monaten in die betreffenden Unternehmen, mehr als in allen Gesamtjahren seit 2015.

„Der Finanzierungsboom hat mehrere Gründe“, sagt Thomas Prüver, Partner bei der Wirtschaftsberatung EY, die die Zahlen erhoben hat. Zum einen sei viel Kapital am Markt, das im aktuellen Niedrigzinsumfeld nach attraktiven Anlagemöglichkeiten suche. „Vor allem aber sieht der Markt inzwischen völlig neue Perspektiven für innovative Technologieunternehmen“, sagt er.

Die Digitalisierung habe im Pandemiejahr einen riesigen Schritt nach vorn gemacht. „Der Knoten ist geplatzt, und neue, disruptive Geschäftsmodelle werden jetzt mit ganz anderen Augen gesehen als vor der Pandemie.“ Allerdings entfalle nach wie vor der Großteil der Finanzspritzen auf sehr kleine Deals. „Die meisten Finanzierungsrunden sind klein – damit kann man zumeist keine großen Sprünge machen“, sagt Prüver. „Die Mehrzahl der deutschen Start-ups muss also weiterhin mit relativ wenig Geld auskommen.“

Dennoch könnte ausgerechnet die Corona-Pandemie in Deutschland einen Stein ins Rollen gebracht haben. Die Frage bleibt, wie weit dieser Stein kommt.

BANSBACH kommentiert

Der Autor behandelt in seinem Artikel Startup-Unternehmen, die bereits eine erfolgreiche Gründungsphase hinter sich haben und den letzten Entwicklungssprung an die Börse anpeilen.

Startups erfüllen regelmäßig drei Merkmale: Startups sind jünger als 10 Jahre, sie haben ein geplantes Mitarbeiter- und Umsatzwachstum und sind in Ihren Produkten/ Dienstleistungen/ Geschäftsmodellen/ Technologien (hoch-)innovativ.

Startups durchlaufen nach weitläufiger Definition bis zu 6 Phasen: Pre-Seed, die Orientierungsphase; Seed: die Planungsphase; Startup: die Gründungsphase; 1st Stage: die Aufbauphase; 2nd Stage: die Wachstumsphase und 3rd/ Later Stage: die Reifephase (Quelle: Netzwerk Digitales Gründerzentrum GmbH, Hof).

In der ersten Phase geht es um die Ideenfindung. Hier erfolgt die Bewertung der Geschäftsidee. Wenn das engere Umfeld ein positives Feedback gibt, wird ein erstes Konzept erarbeitet. Dabei wird u.a. die Zielgruppe definiert und analysiert.

Nun beginnt die 2. Phase, genannt Seed. Es wird ein Businessplan erstellt, die Erlöse prognostiziert, die Kosten kalkuliert und der Kapitalbedarf ermittelt. Von diesem Punkt an sind wir an Ihrer Seite. Als Sparringspartner diskutieren wir mit Ihnen die Prognosen und aus unserer langjährigen Erfahrung helfen wir z.B. bei der Entscheidung über die Rechtsform und die Unternehmensfinanzierung.

Wenn alle Vorarbeiten erfolgreich abgeschlossen sind, beginnt die Realisation: das Unternehmen wird gegründet – je nach Rechtsform privatschriftlich, mit anwaltlicher Hilfe oder vor einem Notar – das Gewerbe wird angemeldet und diverse Behörden und Institutionen wie z.B. die Finanzbehörde, die IHK, die Kommune müssen bedient werden. Ab jetzt ist eine verlässliche Liquiditätsplanung unabdingbar. Das laufende Rechnungswesen sowie der forecast werden in der Regel durch uns erstellt und gemeinsam besprochen.

Der Start ist geschafft und das Unternehmen etabliert sich. Die Umsätze steigen und der Kunden- und Mitarbeiterstamm wachsen. Auch im Personalbereich unterstützen wir sie in den steuerlichen, sozialversicherungsrechtlichen und arbeitsrechtlichen Belangen.

Der Bundesverband Deutsche Startups e.V. hat am 29.9.2020 den Deutschen Startup Monitor 2020 (ISBN 978-3-948895-04-4) herausgegeben. Der Monitor gibt einen sehr umfassenden Einblick in die Startup-Szene und beleuchtet u.a. auch die Entwicklung der Kapitalausstattung. „Obwohl sich etwa vier von zehn DSM-Startups Kapital von Business Angels (40,7%) oder Venture Capital-Gebern (42,3%) wünschen, macht nur ungefähr ein Drittel bzw. ein Fünftel der Startups von diesen Finanzierungsquellen Gebrauch. Obwohl sich das Venture Capital-Volumen in Deutschland zwischen 2015 und 2019 mehr als verdoppelt hat (vgl. Dealroom 2020), bleibt der Zugriff auf externes Kapital eine der größten Herausforderungen im Startup-Ökosystem“.

Sichern Sie sich mit uns einen erfahrenen Sparringspartner an Ihrer Seite. Wir begleiten Sie mit dem BANSBACH Startup-Desk kompetent und professionell in allen Phasen Ihrer Unternehmensgründung.

    Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Formular zur Beantwortung meiner Nachricht erhoben und verarbeitet werden. Die Daten werden nach abgeschlossener Bearbeitung gelöscht. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Flagge.
    Vielen Dank für Ihre Nachricht.Ihre Anfrage ist soeben bei uns eingegangen.
    Wir werden uns in Kürze bei Ihnen melden.
    Zurück zur Übersicht