Mieten werden deutlich steigen

Mit einem Kommentar von

Katja Hanf

Steuerberaterin

Weil der Neubau stockt, konzentriert sich alles auf bestehende Wohnungen. Dort klettern die Preise.

Auf Mieter in Deutschland kommen schweren Zeiten zu. Gleich mehrere aktuelle Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Mietpreise in den nächsten Jahren deutlich schneller steigen dürften als bisher. Zum einen kommt der Neubau zurzeit fast zum Erliegen, fast jeden Monat gehen die Genehmigungszahlen zurück. Doch die Nachfrage in den Städten bleibt hoch. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an den Klimaschutz im Gebäudesektor. Das zieht hohe Sanierungskosten nach sich, die die Vermieter an die Mieter weitergeben dürften.

Erste Anzeichen dieser Entwicklung schlagen sich in aktuellen Preisstatistiken nieder. Laut einer Marktanalyse des Immobiliendienstleisters Savills durchbrachen die durchschnittlichen Angebotsmieten für Neubauwohnungen in den sechs größten Städten erstmals die Marke von 20 Euro pro Quadratmeter. Die am deutschen Immobilienmarkt sehr aktive französische Großbank BNP Paribas verzeichnete im vergangenen Halbjahr in den kreisfreien Städten gegenüber 2021 um acht Prozent gestiegene Mieten, im Neubau sogar um zwölf Prozent. Hält dieser Trend an, steigen die Mieten bald schneller als die Inflation.

„Während Deutschlands Bevölkerung weiter gewachsen ist, ist eine Wende beim Wohnungsbau nicht in Sicht“, sagt Matti Schenk, Analyst bei Savills Deutschland. „Das belegen die anhaltend hohen Rückgänge bei den Wohnungsbaugenehmigungen und immer mehr stornierte Wohnbauprojekte. Die Leerstandsraten werden daher sinken und die Mieten weiter steigen.“ Die Transaktionen, also Verkäufe von neuen und gebrauchten Immobilien unter Profis, liegen aktuell 70 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Wohnungsbaugenehmigungen liegen etwa 30 Prozent unter den Zahlen des Vorjahres, Tendenz fallend.

In Europa fallen infolge gestiegener Zinsen die Kaufpreise für Wohnimmobilien teils deutlich. Weil gleichzeitig der Neubau stockt und damit das Angebot auch für Immobilienkäufer zurückgeht, konzentriert sich alles auf die verbliebenen Mietwohnungen im Bestand. Und dort steigen die Preise, wie auch eine Statistik von Eurostat belegt. Demnach sind die Durchschnittsmieten im zweiten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um drei Prozent gestiegen.

In Deutschland sind all diese Effekte besonders ausgeprägt. Der Hamburger Projektentwickler Dieter Becken sieht deshalb ein Desaster auf den Wohnungsmarkt zukommen. Im Gespräch mit WELT sagte Becken: „Wir befinden uns in einer Immobilien-Rezession, wie wir sie seit 45 Jahren nicht hatten. Die Zinsen sind sprunghaft von 0,8 auf fast fünf Prozent gestiegen, ebenso haben sich die Baupreise extrem erhöht, die Inflation ist hoch, und auch Grundstücke sind knapp und teuer. In dieser Kombination und in dieser kurzen Zeit ist das einzigartig.“ Projektentwickler könnten zurzeit „schlicht nicht mehr wirtschaftlich Wohnungen bauen“. Die Folgen würden aktuell zunächst die Bauleute und Entwickler zu spüren bekommen – bald aber auch die Mieter: „Wir steuern auf einen Notstand beim bezahlbaren Wohnraum zu. Ich sehe enorme gesellschaftspolitische Risiken, weil Teile der Bevölkerung einfach kein Dach mehr über dem Kopf finden.“

BANSBACH kommentiert

Eine Million fehlende Wohnungen: Damit rechnen Wohnungsbauverbände bis zum Jahr 2025, wenn sich nicht endlich etwas tut. Bisher wurden im Jahr 2023 zwischen Januar und September nur etwa 160.000 Wohnungen genehmigt – immerhin 32 Prozent weniger als im Vorjahr. Von den von der Bundesregierung angepeilten 400.000 Wohnungen pro Jahr, wird damit nicht einmal die Hälfte erreicht. Zinsen und die Preise für Baustoffe machen das Bauen unattraktiv.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie ging im September mit einem Forderungspapier voran – und präsentierte mögliche Lösungen, um die Baubranche wieder anzukurbeln. In diesem Papier fordert die Industrie eine Senkung oder ein vorübergehendes Aussetzen der Grunderwerbssteuer sowie eine Beschränkung der Gebäudeenergiestandards, die ab 2025 fix gelten sollen. Ein klimafreundlicher Neubau ist eine absolut zukunftsgerichtete Strategie, die sich Bauunternehmer und daraufhin auch Mieter leisten können müssen.

Mieten niedrig zu halten scheint unter diesen Umständen schwer und auch der Wohnungsbaugesellschaft oder dem Vermieter kann und sollte nicht immer Gier vorgeworfen werden. Denn wer beispielsweise seine Immobilie weit unter den ortsüblichen Mietpreisen vermietet oder keinen Einnahmenüberschuss erzielt, bei dem wird das Finanzamt hellhörig; Liebhaberei könne dabei ja im Spiel sein. Das bedeutet schlussendlich: Jemand, der seine Wohnung günstig vermieten möchte, hat dabei mit Schwierigkeiten zu rechnen – und wird möglicherweise davon absehen.

Die Wohnungsbaukrise scheint sich also weiter fortzusetzen. Nicht zuletzt auch aufgrund des Fachkräftemangels, der sich in der Baubranche durch schlecht gefüllte Auftragsbücher verstärken könnte; es drohen Abwanderungen.

Wir beobachten gespannt auf die Lage auf dem Wohnungs- und Baumarkt und raten zu Gelassenheit und Weitblick. Sollten Sie dennoch mit Sorgen auf Ihr bereits laufendes oder ein geplantes Immobilienprojekt blicken, dann kontaktieren Sie uns. BANSBACH ist stets der Partner an Ihrer Seite

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